Ein bisschen über Alpgefühl – eure Fragen, meine Antworten.

Alpgefühl. Das ist ein Wort das so vieles beschreibt. Wo Menschen sich noch Grüssen //Berge Heimat Natur – komm mit in die Berge // Alpgefühl ist mit weniger mehr zu haben.

Fragen & Antworten

Was und wer steckt dahinter? Eine junge Frau die diese Passion lebt und über soziale Medien wie Facebook und Instagram daran teilhaben lässt.

Ihr habt mir eure Fragen gestellt – und hier beantworte ich einige davon.

Wieviel Sommer gehst du schon z´Alp?

7 Sommer

 

Wo liegt die Alp von der du deine Beträge machst?

Die schöne Alp S. Carli liegt im Kanton Graubünden, Schweiz.

 

Wie viele Personen seid ihr im Team dort oben? Wie viele Tiere hat es auf der Alp?

Wir im Team sind 3 Personen. 1-2 Hunde + 7 Hühner.

Wir hatten diesen Sommer gesamt 358 Tiere wovon 117 Milchkühe zu melken sind, der Rest sind Kälber, Mesen und Rinder in getrennten Herden.

 

Wie sieht deine tägliche Arbeit auf der Alp aus?

Um 3 Uhr klingelt der Wecker, die Kühe werden von meinem Alpkollegen Daniel von der Nachtweide geholt und wir stallen sie ein, anschließend melken wir. Die Milch geht per Pipeline ins Dorf. Die Kühe werden wieder hinausgetrieben, der Stall geputzt. Während wir Frühstücken sprechen wir im Team durch wer welche Aufgaben den Tag über zu erledigen hat wie: Jungvieh kontrollieren, Zäune machen, nach dem Wasser schauen. Das Gebiet ist recht groß, weswegen es immer ein langer Fußmarsch von ungefähr 4-5 Stunden ist. Zwischen halb 3 und 3 holen wir dann wieder die Kühe zum Melken. Abends um halb 8 ist normalerweise Feierabend, dann wird gekocht und es gibt Essen.

 

Was reizte dich auf die Alp zu gehen?

Ich wollte damals eine neue Herausforderung  und habe es einfach ausprobiert. Eigentlich war diese nur einmal geplant, doch mittlerweile sind es schon gesamt 7 Alpsommer geworden. Warum? Der Mix aus Verantwortung gegenüber der Tiere und Bauern und der Freiheit dort oben ist irgendwie besonders. Zudem ist es einfach eine sinnvolle Arbeit die wir dort oben machen. Die Bauern auf unserer Alp sind sehr hilfsbereit und nett was sehr viel wert, aber eben auch nicht selbstverständlich ist.  Das Arbeiten in der Natur und mit den Tieren gibt uns als Alpteam ebenfalls sehr viel zurück. Es ist wie Balsam für die Seele.

Zudem gehe ich manchmal gerne über meine Grenzen hinaus und teste gerne was ich alles schaffen kann.

 

Wie bist du darauf gekommen das Socialmediaprojekt „Alpgefühl“ ins Leben zu rufen?

Das Ganze war eigentlich gar nicht so geplant. Ursprünglich entstand die Seite dadurch, dass meine Freunde den Sommer durch Bilder ein wenig miterleben konnten. Das war vor gut zwei Jahren. Es ging dann recht schnell, dass auch andere Menschen „Alpgefühl“ verfolgten. Mittlerweile sind es bei Facebook ca 34.000 Follower (ich mag das Wort eigentlich nicht, da es so abgedroschen ist) , auf Instagram knapp 15.000.

Ich finde es schön, dass dieses Thema doch so viele Interessenten hat, da ich Älplern und dem ganzen Thema dadurch auch eine kleine Plattform geben kann. So eine Seite hat viele Möglichkeiten, gute wie natürlich auch schlechte, aber im Besonderen zum Beispiel die Aufklärung darüber, dass das Äplerdasein doch mehr harte körperliche Arbeit als wie Alpromantik ist.

 

Gibt es negative Erfahrungen auf der Alp? Auch bezüglich social Media?

Da gibt es mehrere. Zum Beispiel ist es immer schwierig und spannend das richtige Team zusammenzustellen. Es ist eigentlich wie ein Würfelspiel, besonders weil man niemand vorher testen kann ob er geeignet ist oder nicht. Viele unterschätzen die Arbeit auf der Alp.

Damit steht oder fällt auch die Stimmung im Alpteam und die Arbeitsqualität eines Alpsommers. Wenn ein Tier abstürzt oder wegen irgendetwas kaputt geht ist das auch keine schöne Erfahrung, jedoch gehört auch das zum Alpleben dazu. Bezüglich social Media kann es negativ aber natürlich auch zum Teil positiv sein, dass man sehr präsent und bekannt ist, was ich zugegeben unterschätzt habe.

In sozialen Medien wie aber auch sonst herrscht bekanntlich Meinungsfreiheit, so kann es gut sein, dass man sowohl positive Nachrichten bekommt aber eben auch die weniger positiven lesen muss die relativ wenig mit Objektivität oder gar gesundem Menschenverstand zu tun haben.

Hinzu kommt: der Aufwand so eine Seite zu betreiben ist nicht zu unterschätzen. Das braucht auf jeden Fall Zeit.

 

Was war dein schönstes Erlebnis auf der Alp?

Der erste Alpabzug auf der Alp S. Carli. Zuvor gab es dort keinen, aber ich wollte unbedingt einen machen und konnte deswegen den Alpmeister samt Bauern davon überzeugen. Wir dachten damals dass sowieso keine Zuschauer kommen würden, weswegen wir den Tag einfach für uns feiern wollten. Als wir dann mit geschmückten Kühen hinunter kamen habe ich von weitem gesehen wir unerwartet viele Zuschauer am Straßenrand standen, ältere Leute die auf ihren Klappstühlen saßen und mit dem Fernglas neugierig zu uns geschaut haben. Als wir an ihnen vorbei gelaufen sind haben sie für uns geklatscht, ich hatte vor Freude und Stolz den Sommer geschafft zu haben Tränen in den Augen. Den Moment werde ich wohl nie vergessen.

 

Warum denkst du, dass Alpgefühl so einen großen Anklang in den sozialen Netzwerken hat?

Zum einen denke ich, dass die heutige Gesellschaft zu viel davon getrieben ist /wird in einer schnelllebigen Welt zu leben, in der man sich mit Geld alles kaufen kann, von einem Termin zum nächsten rennt und das alles am besten schneller, höher, besser, schöner, weiter. Alpgefühl ist für mich das Gegenteil: „mit weniger doch so viel mehr zu haben“ und „die Frisur ist egal, sei einfach wie du bist“. Ich hoffe auch genau das zu vermitteln und genau dieses unperfekte grenzt vermutlich von anderen Seiten ab.

Ein anstrengender, stressiger, zäher Tag, an dem ich mit Tieren in der Natur arbeite, abends lachend mit ein paar Leuten in der Hütte sitzen kann gibt mir mehr als ein luxuriöser Palast in dem man nicht einmal seine Nachbarn kennt.

Zum anderen vermute ich, dass dieses „Berge, Heimat, Natur“ auch eine kleine Modeerscheinung ist.

 

Was machst du im Winter?

Ich bin halbtags im Büro tätig, arbeite die andere Hälfte des Tages an der Website/Onlineshop Alpgefühl und helfe nebenher hobbymäßig auf landwirtschaftlichen Betrieben als Betriebshelfer aus wenn Betriebe bei mir anfragen, da es mir sehr viel Spaß macht.

Ein Traum von mir ist es mit Alpgefühl anderen Menschen einen Mehrwert zu geben und dieses Thema weiter auszubauen sodass ich mir ein Standbein damit aufbauen kann. Irgendwann möchte ich mein eigenes Buch veröffentlichen und Vorträge halten.