Die Hirten waren es die das Kind zuerst erblickten

Die Hirten waren es die das Kind zuerst erblickten

Die Hirten. Fast sind sie ausgestorben. Einige wenige gibt es noch. Meistens im Sommer hoch in den Bergen. Droben. Damals waren sie diejenigen die das Kind zu allererst erblickten. In der Grippe. Früher. Vor langer langer Zeit. Und noch heute steckt in vielen von uns irgendwo, irgendwie, irgendwann ein kleiner Hirte. Ein Hirte ist jeder von uns.

 


In dieser Nacht bewachten draußen auf dem Feld einige Hirten ihre Herden. Plötzlich trat ein Engel Gottes zu ihnen. Licht umstrahlte sie. Die Hirten erschraken sehr, aber der Engel sagte: »Fürchtet euch nicht! Ich bringe euch große Freude: Heute ist für euch in der Stadt, in der schon David geboren wurde, der lang ersehnte Retter zur Welt gekommen. Es ist Christus, der Herr. Und daran werdet ihr ihn erkennen: Das Kind liegt, in Windeln gewickelt, in einer Futterkrippe!«

Nachdem der Engel sie verlassen hatten, beschlossen die Hirten: »Kommt, wir gehen nach Bethlehem. Wir wollen sehen, was dort geschehen ist und wovon Gottes Engel gesprochen hat.« Sie machten sich sofort auf den Weg und fanden Maria und Joseph und das Kind Jesus, das in Windeln gewickelt in der Futterkrippe lag.

Als sie das Kind sahen, erzählten die Hirten, was ihnen der Engel gesagt hatte. Dann kehrten die Hirten zu ihren Herden zurück. Sie lobten und dankten Gott für das, was sie in dieser Nacht erlebt hatten. Alles war genau so, wie der Engel es ihnen gesagt hatte.


Hirte auf der Alp zu sein ist etwas besonderes, anstrengendes, etwas tiefes und verantwortungsvolles. Ein Hirte ist meistens nicht selbst der Besitzer der Herde. Er bekommt viele Tiere von verschiedenen Bauern anvertraut. Doch behandelt er sie so als wären es seine eigenen. Warum? Weil es ihm am Herzen liegt sonst wäre er nicht Hirte. Und betrachten wir genau diese Eigentart als Herzensangelegenheit liegt doch im übertragenen Sinne in jedem von uns ein kleiner Hirte versteckt.


Vertrauen. Vertraut sein. Sich etwas trauen. Selbstvertrauen.

Vertrauen und Verantwortung liegen sehr nahe beieinander. Das eine ergänzt wohl unmerklich das andere und umgekehrt. Der Bauer muss dem Älpler vertrauen. Der Älpler muss dafür Verantwortung für die Tiere übernehmen. Die Tiere müssen ihm wiederum vertrauen. Die Aufgabe des Hirten ist es einzig und allein für die Herde zu sorgen.


„Es gibt zwei Arten, Hirte zu sein: Der eine läuft hinter der Herde her, treibt sie, wirft mit Steinen, brüllt und drückt. Der gute Hirte macht das ganz anders: Er läuft vornweg, auch einmal hinterher, singt, ist fröhlich, und die Schafe folgen ihm.“

Früher waren es Schafhirten die als die bekanntesten Hirten galten. Jedes einzelne Schaf seiner Herde kannte der Hirte. Vertrauensvoll. In gegenseitigem Einvernehmen. Er kannte sie charakterlich wie auch optisch. So konnte er erkennen, wenn eines abhanden gekommen ist, wohin eines seiner Schafe wohl gelaufen war und konnte es dann auch finden. Tagelanges Suchen nach einem verlaufenen oder versteckten Schaf konnte man sich nicht leisten. Der Hirte musste also wissen, welches Schaf fehlt. Aufgrund von dessen Charakter suchte er dann an einer ganz bestimmten Stelle bis er es wieder fand.

Auch heute kennt so mancher guter Hirte jedes einzelne seiner Tiere. Charakter zeichnen sich ab und plötzlich sind Elsa und Lisa nicht einfach nur zwei braune Kühe die Milch geben, sondern zwei komplett verschiedene, die eine spritzig und sensibel, die andere gemütlich und von nichts aus der Ruhe zu bringen.


Ein Hirte kennt den Weg - muss ihn kennen.

Als Hirte musst du den Weg kennen. Daran führt nichts vorbei. Besonders wenn es eine gut funktionierende Herde sein soll. Jede gefährliche steile Stelle die ausgezäunt werden muss, wo die Brunnen stehen, wo das beste Gras wächst.

Auch früher war das wichtig. Der Hirte musste sein Gebiet kennen und wissen, wo er einen neuen Platz mit Wasser und genügend frischem Gras fand. Er musste die Gebirge kennen, in welchen die Schafe sich verlaufen konnten. Er musste den Weg seiner Herde sehr gut planen und sich dann auch eisern an diesen Plan halten. Da war sehr viel Disziplin nötig.


Ein Hirte geht voran oder weist in die richtige Richtung - früher wie auch heute.

Wenn auf der Alp die Kühe aus den Ställen getrieben werden läuft meistens ein Älpler vorne her und einer ganz zu hinterst. Die Kühe wissen dass sie dem vordersten Älpler folgen müssen. Sie verlassen sich darauf, ja vertrauen darauf dass sie in gute frische Wiesen geführt werden. Sie folgen ihrem Hirten. Kennen seine Stimme.

So auch früher. Da der Hirte eine Herde und jedes einzelne seiner Schafe so gut kannte, konnte er vorangehen und ihnen als Vorbild dienen. Die Schafe „wussten“, dass sie ihm vertrauen konnten und folgten ihm weitestgehend von selbst. Er war ihr Vorbild und ihr Beschützer, derjenige, der für sie sorgte, sich um sie sorgte und dafür sorgte, dass es ihnen gut ging. Manchmal musste er sie erschrecken, damit sie zur Herde zurück kamen, alles, um ihr Leben zu schützen. Sie wussten sich bei ihm sicher und beschützt. Sie kannten seine Stimme und vertrauten ihm blind. Wohlgemerkt, sie kannten seine Stimme so gut, dass sie nur auf ihn hörten.

Heute gibt es noch sehr wenige solcher Hirten, ja, nahezu ausgestorbern scheinen sie zu sein. Leider.

Doch ich habe festgestellt dass wir Menschen das Hirtendasein über diese lange Zeit dennoch nicht verlernt haben.


Denn wie ein Älpler für seine Schafe oder Kühe ein Hirte sein kann und sich um sie sorgt, ist auch ein Vater oder eine Mutter ein Hirte für dessen Kinder.

Es gibt Hirten die ihre Schäfchen ins trockene bringen in dem sie jemandem ein Lächeln ins Gesicht zaubern. Es gibt Hirten die Gärtner sind und Blumen zum Blühen bringen und Menschen zum Lachen. Hirten die verantwortungsvoll etwas Gutes tun in dieser Welt. Die die Wege kennen, die Sonnenseiten aber auch die Gefahren die lauern. Es sind die Hirten denen man vertrauen kann.

Es gibt Hirten die sich als Bäcker verkleiden und genau wissen dass wir frisches Brot so sehr lieben.

Es gibt Hirten die als starke Schulter in schlechten Zeiten neben dir sitzen und du dich an sie lehnen kannst. Hirten die dein Glück verdoppeln.


Hirten die sich Mama Papa Oma Opa Schwester Bruder Freund und Freundin nennen.

Hirten die schwierige Aufgaben meistern, sich um jemanden besonders kümmern auch wenn es schwierig ist.

Hirten die dir einen Arschtritt verpassen damit du wieder auf rechte Wege findest (das sind doch meistens die Eltern).

Hirten denen wir vertrauen.

Jeder von uns ist irgendwo, irgendwie, irgendwann ein Hirte.

Und jeder von uns hatte einmal irgendwo irgendwie irgendwann einen Hirten der über sie hütete.

Liegt dir etwas besonders am Herzen, egal was es auch ist, mag es noch so klein oder groß erscheinen und du kümmerst dich darum so bist du ein guter Hirte.

FROHE WEIHNACHTEN!