Wenn der Rucksack zu voll ist. Lasten am Berg.

Wenn der Rucksack zu voll ist. Lasten am Berg.

Ist dein Rucksack richtig bepackt?

Ein Älpler, ein Rucksack, ein Hirtenstock. Eine unglaubliche Berglandschaft vor mir mit noch unglaublicheren Möglichkeiten was mich dort alles erwarten kann. Sonnenaufgänge, Sonnenuntergänge, Regenbogen, Gewitter, Blitz und Donner, blühende Blumenwiesen, klingende Kuhglocken, ein Adler der fliegt, steile gefährliche Hänge und schöne Pfade die uns bis hoch oben an die Spitze des Berges führen können.


 

Ich trage einen Rucksack mit mir. Er ist bepackt mit vielen Dingen, die ich für meinen Wanderung zum Jungvieh brauche, aber auch mit einigen Sachen, die, wie sich später herausstellt, mir eigentlich momentan nichts nützen.

Er ist schwer der Rucksack. Hat so ein Gewicht, dass es mir schwer fällt überhaupt loszulaufen.

Er ist schwer der Rucksack. Hat so ein Gewicht, dass es mir schwer fällt überhaupt loszulaufen. Und wenn ich einmal losgelaufen bin, ist es so mühsam, dass ich meine schöne Wanderung zu klingenden Kuhglocken und blühenden Wiesen gar nicht recht genießen kann. Denn ständig denke ich an die schweren Dinge in meinem Rucksack, da mir das Gewicht mit den Riemen des Rucksacks ordentlich in Schultern und Rücken drückt.

Er ist wie ein guter Freund, denn er stützt mich, wenn ich ihn beim Laufen benutze.

Mein Hirtenstock nimmt mir ganz leicht ein wenig davon ab während ich so vor mich hinlaufe. Er ist wie ein guter Freund, denn er stützt mich, wenn ich ihn beim Laufen benutze. Mit Schnitzereien verziert liegt er gut in meiner Hand und ist von Tag zu Tag ein treuer Bergleiter geworden. Nach einer halben Stunde Fußmarsch wo mir der Schweiß nur so den Rücken hinunter rinnt lege ich eine kurze Pause ein. Hoch roter Kopf. Ich kann nicht mehr, entfessle mich vom schweren Gewicht des Rucksacks, lege ihn auf dem Weg ab und plumpse im Anschluss direkt neben ihn.

Schütte dann den gesamten Inhalt des Rucksacks mitten auf dem Weg aus.

Die schwere macht mir zu schaffen. Doch was kann ich tun damit ich besser, leichter und fröhlicher den Berg hinauf gehen kann? Ich beschließe kurzerhand mein Gepäck zu öffnen, um zu überprüfen, ob ich nicht doch ein paar Dinge auf dem Weg liegen lassen könnte. Mit einem Blick nach Links und nach rechts schaue ich, dass gerade kein Wanderer kommt, der den Weg entlanglaufen möchte und schütte dann den gesamten Inhalt des Rucksacks mitten auf dem Weg aus.

Stück für Stück schaue ich an, wäge ab ob ich es wirklich brauche oder nicht.

Vor mir liegt ein Haufen Gegenstände. Fünf Isolatoren, ein Desinfektionsspray, ein sauber zusammen gerollter Knäuel Draht und Litze, ein Torgriff, 3 Zangen, ein Zaunprüfgerät, eine Flasche Wasser, eine Weste, ein in Papier eingewickeltes Butterbrot was das Wasser in meinem Mund zusammenlaufen lässt und 3 große schwere Steine. So packe ich die wichtigsten Sachen, die ich wirklich benötige, wieder in meinen Rucksack zurück. Stück für Stück schaue ich an, wäge ab ob ich es wirklich brauche oder nicht. Ganz nebenbei nehme ich immer wieder einen großen Bissen von meinem Butterbrot von dem in kürzester Zeit nur noch das Papier mit ein paar Krümeln übrig ist.

Kurz erblicke ich eine kleine Aufschrift auf ihm die sofort wieder weg zu sein scheint.

Übrig von meinem Gepäck ist noch die Weste, bei der ich mir nicht sicher bin, ob ich sie benötige, da es heute wirklich richtig heiß ist und die drei schweren Steine. Ich nehme einen davon und schaue ihn mir an. Er liegt schwer in meiner Hand, eigentlich brauche ich fast beide Hände, um ihn zu halten.   Kurz erblicke ich eine kleine Aufschrift auf ihm die sofort wieder weg zu sein scheint. „Angst“ stand auf dem einen. Ich lege ihn wieder auf die Seite, betrachte meine anderen beiden da liegenden Steine. Auch auf ihnen zeigt sich für eine Sekunde eine Aufschrift, die sofort wieder verschwindet. „Sorgen“ und „Vergangenheit“ steht auf ihnen für einen Moment.

Das ist also das Gewicht, das meinen Rucksack und somit auch diesen Weg so schwer machen. Verwirrt, aber auch als hätte ich gerade etwas Wichtiges entdeckt schaue ich in die Ferne, mit dem Blick schweifend über die blühenden Blumenwiesen, die eigentlich so schön bunt sind, ich aber bisher gar nicht wirklich beachten konnte, weil ja der schwere Rucksack meine gesamte Aufmerksamkeit bekommen hatte.

Warum trage ich diese schweren Dinge mit mir herum obwohl sie doch zu meiner Vergangenheit gehören und hier auf dieser Wanderung gar nichts zu suchen haben?

Mein Blick geht wieder zurück auf die drei Steine die grau, unschuldig, aber schwer am Wegesrand liegen. Von allen Seiten untersuche ich sie, jeden einzelnen von ihnen und frage mich nach längerem verweilen: Warum trage ich diese schweren Dinge mit mir herum obwohl sie doch zu meiner Vergangenheit gehören und hier auf dieser Wanderung gar nichts zu suchen haben?

Ich lange mir mit einer Hand fester an den Kopf, gebe mir selbst einen Klaps.

Ich lange mir mit einer Hand fester an den Kopf, gebe mir selbst einen Klaps und sage ebenfalls zu mir selbst: warum hast du die schweren Dinger denn überhaupt eingepackt? Kopfschüttelnd und entschlossen schnappe ich meine Weste, die noch immer am Wegesrand liegt, stopfe sie in meinen Rucksack, schließe ihn und stampfe los. Leichter als vorher. Denn die Steine habe ich hinter mir auf dem Wegesrand liegengelassen und aussortiert.

Irgendwie merkwürdig und ungewohnt mit einem leichteren Rucksack zu laufen.

Mit ein bisschen mehr Frohsinn laufe ich einen ticken schneller den Berg hinauf in Richtung Jungvieh. Irgendwie merkwürdig und ungewohnt mit einem leichteren Rucksack zu laufen. Doch es fühlt sich gut an. Nachdem ich das Jungvieh durchgegangen bin ist es schon so spät, dass es langsam zu dämmern beginnt. Sonnenuntergang. Wunderschön.

Hast DU deinen Rucksack heute auch schon angeschaut und aussortiert?