Zurück ins Tal – wenn der Alpsommer fast vorbei ist.

Zurück ins Tal – wenn der Alpsommer fast vorbei ist.

Ins Tal zurück – denn der Sommer ist schon wieder vorbei.

Wenn der Herbst in den Bergen eintritt, vielleicht sogar am Morgen schon der erste Frost in den Hängen, auf den langsam braun werdenden Wiesen hängt, die Bergspitzen oder gar die ganze Alphütte für einen Tag mit weißem Puder  beschneit ist, wenn es kühler wird, die Sonne immer später aufgeht und wenn man merkt dass es die Kühe, aber auch so manchen Älpler so langsam zurück ins Tal zieht. Ja, dann – dann geht es wohl oder übel langsam dem Ende der Alpzeit zu.


Dann ist es Zeit Abschied zu nehmen.

Abschied von einem schönen Sommer. Ein wärmender, ein kalter, ein heißer, ein anstrengender, ein leichter, ein glücklicher, ein betrübter, ein lachender, ein sehnsüchtiger, ein liebevoller, ein herzlicher, ein menschlicher, ein harter, ein herrlicher schöner Sommer.

Die Zäune werden abgelegt, zum Teil auch abgebaut. Die Pfähle werden aus ihren Löchern gezogen, vielleicht zu Häufen gelegt damit man sie nach dem Winter wieder findet. Ich muss dadurch das gesamte Alpgebiet nochmals ablaufen. Sehe noch jedes einzelne Eck, jeden Hang, jeden Brunnen.


Mir wird wieder bewusst wie groß und mächtig doch die Berge sind.

Und wie weitläufig unser Alpgebiet war.

Nur einen letzten Zaun lasse ich stehen, für die letzte Nacht in der die Kühe noch auf der Alp sind bevor es zurück ins Tal geht. Der Rest ist so gut wie komplett abgebaut.

Am nächsten Morgen werden das letzte Mal für dieses Jahr oder für diesen Sommer die Kühe von ihrer Nachtweide geholt, eingestallt, gemolken. Anschließend noch für ein paar Stunden auf die Wiesen getrieben.


Diese Momente versucht man noch einmal aufzusaugen und kurz innezuhalten.

Und dann kommt die Zeit in der wir Älpler stolz unsere Kühe schmücken.

Mit Blumen, wild gesammelt, mit allem was die Wiesen der Alp noch so hergeben oder doch aus den Gärten von vielen Bauern, kunterbunt in die schönsten Kränze gebunden.

Schellen und Glocken – große, herrlich klingende Schellen und Glocken, bei deren Klang man Gänsehaut bekommt, werden den schönsten Kühen, vielleicht einem Kranzrind, der Kuh mit der meisten Milch oder vielleicht auch allen Kühen angelegt.

Auch die Älpler machen sich schön, manche ziehen ein schönes Edelweisshemd an, schmücken ihre Hüte, tragen Lederhosen, einige Hirtinnen werfen sich in Dirndl, stecken sich vielleicht Blumen ins Haar.

Denn es ist ein besonderer Tag, an dem die Kühe und Tiere wieder ihren Bauern übergeben werden.

Und dann geht es zurück ins Tal. Was uns dann noch bleibt?


Ja, was uns bleibt sind die vielen vielen schönen Erinnerungen.

Erinnerungen die uns sogar im Winter noch wärmen. Die harten Tage an denen wir an unsere Grenzen gegangen sind. Die guten Tage an denen wir uns selbst und dem Himmel so nah waren. Sorgenfreie Tage, aber auch die anderen. Regen, Sonne, Gewitter, vielleicht sogar Schnee. Von bunten Regenbogen und Schmetterlingen. von herrlichen Blumenwiesen.

 

Von zufriedenen aber vielleicht auch mal unzufriedenen Kühen. Guter Käse und schlechter Käse. Lachend und weinend. Anstrengend und übermüdet. Am Ende und doch am Anfang.


Himmelhochjauchzend – Erinnerungen von dort wo noch alles in Frieden zu sein scheint.

 

Heimweh und Alpweh mischen sich zusammen. „Schön war es – vielleicht bis zum nächsten Jahr?“ Ja wer weiß das schon.