Älpler im Portrait – Melanie – das Einfache schätzen und lieben lernen.

Älpler im Portrait – Melanie – das Einfache schätzen und lieben lernen.

„Alpgefühl ist für mich das Einfache schätzen und lieben lernen, Verzicht, im Einklang mit der Natur leben und vor allem die Tiere.“

Alpgefühl stellt Älpler vor. Mit einem von uns kreierten Fragebogen geben wir Älplern die Möglichkeit ihr Leben auf der Alp auch anderen näher zu bringen. Wir machen daraus kurze und pregnante Portraits die vergleichbar sind und von den verschiedensten einzigartigen Älplern erzählen.

Name

Melanie

Heimatort, -land

Walgau, Vorarlberg

Geburtsjahr

1986

Wieviele Sommer Erfahrung auf der Alp? Alpstationen mit Jahr, Alpe, Land

Alpsommer: 2

Alpe St. Christoph am Arlberg, 1998, Vorarlberg, ca. 60 Rinder und 15 Pferde

Alpe „Bodma“, Faschina, 2018, Vorarlberg, 32 Milchkühe, 20 Rinder, 4 Kälber

Alpgefühl ist für mich…

Natur, Wildnis, den Elementen ausgesetzt sein, Freude, Glück, Selbstfindung, Selbstverwirklichung, Selbstliebe, an Grenzen gehen und diese überschreiten, tolle Menschen kennenlernen, Einsamkeit, zur Ruhe kommen, das Einfache schätzen und lieben lernen, Verzicht, im Einklang mit der Natur leben und vor allem die Tiere.

Wie sieht dein Alltag auf der Alp aus?

Tagwache um 5 Uhr, Ofen anheizen für die Melkanlage, Bergheu-Frühstück für unsere 32 Milchkühe, anschliessend melken. Kälber tränken. Um 7 raus mit den Mädels ins Gelände, anschliessend gemeinsames Frühstück vom Alpteam und Tagesbesprechung.Milchkammer reinigen. Stall misten, einstreuen, Heu legen, Mittagessen. Zaunkontrolle, 20 Rinder besuchen, kontrollieren auf „Äugler“ und ob sonst alles ok ist. Zäune umstecken, abbauen, Weidepflege(„Pütschl“ mit der „Sägas“ mähen), Kaffeepause, gemeinsames Marent/Bräand, um 19 Uhr Kühe zum melken holen, Milchkammer reinigen, letzte Besprechung, 22Uhr-Bett!

Was war dein schlimmstes Erlebnis auf der Alp?

Mein schlimmstes Erlebnis war während meiner ersten Alpsaison, als ich 12 war. Abends zog ein heftiges Gewitter auf, die ganze Hütte dröhnte unter den Donnerschlägen, und ich konnte kaum schlafen. Am darauffolgenden Morgen ging ich mit einem unguten Gefühl zu den Rindern, mein Bauchgefühl trieb mich unerklärlicherweise am Bachlauf entlang, und dort fand ich dann auch einen toten Jährling. Leider wurde das Jungrind in der vergangenen Nacht vom Blitz getroffen und durch das unwegsame Gelände musste ein Heli zur Bergung angefordert werden. Ich war sehr traurig über den Verlust.

Welcher Moment, welche Geschichte wird dir von der Alp immer in Erinnerung bleiben?

Einen meiner schönsten Momente habe ich heuer erlebt. Da kamen 3 Fleckvieh-Kälber auf die Alpe, total verschüchtert, stets fluchtartig das Weite suchend vor uns Zweibeinern. Nach ca. 2-4 Wochen bekam ich dann alle handzahm. Das Jüngste ist mir besonders ans Herz gewachsen, 5 Wochen nach Alpauffahrt reagierte sie bereits auf meine Rufe bzw. ihren Namen mit muhen und kam immer her, um sich Streicheleinheiten abzuholen und zum Dank gabs ein mords Geschleck (da braucht man kein Peeling mehr ;)).Auch die Abfahrt war irgendwie schön, wenn auch sehr tränenreich,weil die Familie sehr, sehr herzlich war!

Was hat dich in den Bergen besonders geprägt? Was würdest du gerne anderen mitgeben?

Ich wollte eine Auszeit, und die Alpe war und ist perfekt dazu. Man lernt sich selbst kennen, geht an seine Grenzen und darüber hinaus, nimmt viel mit fürs Leben, schätzt die Einsamkeit aber auch wieder das Geselligsein, wenn das Alpteam gemeinsam Mahlzeiten zu sich nimmt. Ich habe mich auch selbst gefunden. Auf der Alpe, in den Bergen, mitten in der Natur, mit Tieren, Wind und Wetter ausgesetzt, trotz Härte, kommt man zur Ruhe. Innerlich. Es tut gut. Die Seele wird freier. Fällt euch die Decke auf den Kopf im Tal, geht auf die Alpe, zwar nicht zu unterschätzen, da körperlich wirklich hart, aber für die Seele einfach befreiend!

Was machst du (beruflich) im Winter?

Ich bin gelernte Einzelhandelskauffrau und arbeite seit Herbst wieder im Handel. Es ist leider schwierig in dem Beruf über den Sommer 3 Monate freizubekommen. Aber wenn ich wieder ein bisschen Alpgefühl brauche, gebe ich meinem Drang nach. Ich werde definitiv wieder auf die Alpe gehen, von Herbst bis Frühjahr haben aber die Pferde meine volle Aufmerksamkeit- Reiten ist mein Ausgleich zum stressigen und hektischen Treiben im Tal 🙂

 

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