Beim Nacktbaden erwischt

Beim Nacktbaden erwischt

Ein herrlich sonniger Tag, fast ein bisschen zu heiß ist es. Gerade bin ich das Jungvieh abgelaufen und habe noch ein bisschen Zaun gemacht damit die Tiere bald in eine frische Weide können. Ich bin auf dem Rückweg und entscheide mich kurzerhand noch einen kleinen Umweg zum nahegelegenen Bergsee zu machen. Ich muss ein wenig Grinsen weil ich ein bisschen Vorfreude habe bei der Hitze in den eiskalten See zu springen. Nassgeschwitzt komme ich an.

Es ist nichts los, keine Wanderer weit und breit. Zudem ist sowieso unter der Woche, an diesen Tagen ist es immer besonders ruhig. Und ich denke mir, die Chance direkt nutzen!

Erleichtert endlich da zu sein befreie ich meine Füße von den Bergschuhen, lege meinen Stock ab und ziehe mir das T-shirt über den Kopf. Lege meine Klamotten ausgebreitet in die Sonne damit sie trocknen können. Bevor ich mich von meinen letzten Anziehsachen befreie schaue ich nochmals in die Runde um zu überprüfen ob auch wirklich niemand in der Nähe ist. Es ist alles sicher.

Schnell spring ich splitterfasernackt in den See. Mein Hund hinterher. Das Blut in meinen Adern beginnt wild umher zu springen, läuft auf hochtouren weil das Wasser so kalt ist. Ja es ist wirklich Arsch kalt, gerade weil es noch ziemlich Anfangs Sommer ist. Schon fast noch Frühling. Ich ziehe ein paar Bahnen und lasse mich anschließend ein bisschen auf dem Rücken treiben. Schaue in den herrlich blauen Himmel. Träume ein bisschen in Gedanken von zwitschernden Vögeln, blühenden Blumen und weil ich Hunger habe von einem leckeren Apfelstrudel mit Vanillesoße.

Plötzlich höre ich Stimmen. Die Ohren gerade noch im Wasser richte ich mich sofort auf und lausche. Die Stimmen kommen immer näher. Zwei Wanderer. Na toll. Denke ich mir. Ein wenig verzweifelt kauere ich mich zusammen in der Hoffnung dass sie nicht sehen können wie ich hier gerade bade. Nämlich komplett nackt. Sie laufen an dem See vorbei und sehen mich nicht mal. Puh, Glück gehabt, und schon sind sie wieder weg.

Langsam merke ich dass es ziemlich kalt wird. Meinem Körper scheint es langsam zu eisig hier drin zu werden. Denn ich bekomme schon im Wasser Gänsehaut. Gerade beschließe ich die Chance zu nutzen und schnell wieder an das Ufer zu schwimmen, da höre ich abermals Stimmen, viele Stimmen. Zu viele Stimmen für meinen Geschmack. Ich verweile und warte ab. Könnte mich gerade zutiefst über mich selber ärgern nicht gleich hinaus gegangen zu sein. Ich zittere ein wenig.

Die Stimmen kommen immer näher und es ist wie sich letztendlich herausstellt eine ganze Wanderschar von genau 17 Leuten.

Ohje, was hast du dir da wieder eingebrockt. Ein kurzer Hoffnungsschimmer keimt auf, dass sie einfach vorbei laufen wie die zwei davor und mich nicht sehen.

Aber da meinte es der Herrgott nicht sonderlich gut mit mir. Denn schon im nächsten Moment ruft schon eine mit piepsiger Stimme zu den anderen „Schaut mal, da badet sogar jemand, sollen wir auch?“

Nein sollt ihr nicht, ihr sollt jetzt gefälligst weiter laufen. Was sie natürlich nicht tun sondern sich einfach mir gegenüber an den See setzen und eine kleine Pause einlegen. Während ich abwäge was wohl schlimmer wäre, hier auszuharren und halb zu erfrieren oder die Peinlichkeit in Kauf zu nehmen und splitternackt aus dem See zu steigen während das 17 Leute beobachten können. Ich entscheide mich für ersteres.  Mir ist wirklich eiskalt. Ich bewege mich und schwimme ein paar Bahnen und tue so als würde es mir nichts ausmachen.

Die mit der piepsigen Stimme hat gerade ihre Schuhe ausgezogen, läuft zum See und hält ihren Fuß kurz ins Wasser. Schreit aber direkt auf und sagt entsetzt zu ihrer Gruppe „Boah, das ist ja arschkalt, da gehe ich sicher nicht rein!“ Sie scheint die Einzige zu sein die redet.

Gut erkannt. So gehts mir auch gerade. Schimpfe ich in Gedanken verärgert und Frage mich was ich wohl schlimmes angestellt habe damit ich diese Situation hier gerade verdient habe. Ich beginne schon langsam mit den Zähnen zu klappern und überlege ob es vielleicht doch die bessere Idee wäre die Peinlichkeit in Kauf zu nehmen und jetzt möglichst schnell aus dem Wasser zu steigen. Während ich mit mir innerlich  hin und her ringe plappert die piepsige Stimme fröhlich weiter und stellt Kuhglocken bei den armen Kühen in Frage. „Dieses Gebimmel hält sie selber ja kaum aus“. Dann ist es ja genial dass du in den Bergen Urlaub machst wo es quasi nur Kühe mit Kuhglocken gibt. Da wärst du wohl besser zuhause geblieben. Werfe ich ironisch in Gedanken ein. Wobei es mir dabei schon fast wieder ein bisschen wärmer wird.

Ok, jetzt halte ich es nicht mehr aus. Ich beschließe die Peinlichkeit vorzuziehen da ich Angst habe mir könnte gleich vor Erfrierung irgendeines meine Körperteile abfallen. Ich bereite mich darauf vor ganz normal, als würde ich das immer so machen und mich das vorallem nicht stören, geschweige denn peinlich sein, erhobenen Hauptes und vorallem splitternackt aus dem See zu steigen. Ich könnte so tun als wären da nur zwei Wanderer die mich sehen. Ich versuche es mir einzureden. Schnell steige ich hinaus und laufe etwas zügiger wie geplant zu meinen Klamotten. Ziehe sie schnell und hektisch über. In einer gekrümmten Haltung damit man möglichst wenig von mir sieht, was bestimmt ziemlich lustig aussehen muss. Zumindest fühlt es sich so an. Es erweist sich allerdings schwerer wie gedacht, denn nasser Körper und trockene Kleidung die dann überall kleben bleiben sind für ihre Schnelligkeit nicht gerade bekannt. Ich spüre die Blicke wie sie mir durch den Rücken bohren, ich meine es zumindest.

Gerade bin ich fertig und setze mich mit peinlich berührt mit hochrotem Kopf neben meine Bergschuhe, beginnt die Mannschaft wieder aufzubrechen. Wollt ihr mich verarschen? Jetzt wo ich gerade alles zur schau gestellt hatte und vor Scham am liebsten im Boden versunken wäre?

Sie ziehen wirklich weiter. Welch eine Ironie.

Und ich beginne vorlauter Entsetzen und komischer Situation über mich selber lauthals zu lachen. 😉