31 Mai Gott schütze die Älpler, Gott schütze das Vieh – ich wünsche dir Bergfrieden.
Lieber Älpler, Jetzt ist es wieder soweit. Dich zieht es in die Berge, hoch hinaus. Ich wünsche dir, dass du mit deinem Herzen gehst und es überall hin mitnimmst, aber auch deinen Verstand dabei nicht vergisst. Ich wünsch dir, dass du einen schönen unvergesslichen Sommer hast.
Und was ich mir und dir und all deinen Mitmenschen am allermeisten wünsche ist, dass du, deine Mitälpler und das Vieh - ihr alle, die ihr dort oben arbeitet, von wem auch immer da oben geschützt werdet und Ende Sommer heile wieder ins Tal zurückkehrt.
Lieber Älpler, Lieber Hirte, Lieber Senn, Lieber Zusenn. Ich wünsche dir die schönsten Sonnenaufgänge. Rot, Rosa, Lila, gelb, orange, in allen erdenklich schönen Farben. Besonders wünsche ich sie dir dann, wenn du sie gerade besonders gut gebrauchen kannst. Ich wünsche dir ein verdammt gutes Alpteam. Eines das Hand in Hand arbeitet und sich gegenseitig hilft. Quasi in guten sowie an schlechten Tagen. Und wenn du die Tage dort oben und nahezu den ganzen Sommer alleine verbringst wünsche ich dir, dass du in dieser so schönen Zeit dir selbst dein bester Freund sein wirst.
Ich wünsche dir bunte Blumenwiesen so weit das Auge reicht. Klee, Schafgarbe, Quendel, Löwenzahn und Gänseblümchen und alles was sonst noch Schönes wächst und gedeiht. Ich wünsche dir aber auch, dass du nicht nur das große siehst, sondern auch einmal die Schönheit, ja Besonderheit im Kleinen. Das unscheinbare aber doch so wunderschöne. Wie eine einsame Blume, die an einem verlassenen Ort ihren Weg sucht und trotzdem blüht.
Ich wünsche dir, dass alle Zäune so gut aufgestellt sind, dass keine Kuh, kein Rind, kein Kalb, kein Schaf, kein Schwein, kein Pferd, keine Ziege ausreißt.
Und dann, wenn der Zaun trotzdem ein Loch, ein Leck, einen Fehler haben sollte, wünsche ich dir, dass das keines der Tiere entdeckt sodass es ausreißen könnte.
Und sollte es doch entdeckt werden, wünsche ich dir, dass es nur ein Tier von vielen ist sodass sich das wieder Einfangen zeitlich sowie nervlich in Grenzen hält.
Und wenn auch dieses Glück nicht auf deiner Seite ist und wirklich alle Tiere den kaputten Zaun entdecken, ja dann, hoffe und wünsche ich dir einfach nur die nötige Ruhe, die Geduld und vor allem die Kraft mit viel Optimismus gepaart, dass spätestens am Abend alles und jeder wieder an seinem vorgesehenen Platz steht.
Ich wünsche dir den besten Käse, der den Sommer über reift. Bei dem man den ganzen Bergsommer mit all seinen Kräutern, Blumen, Sonnenstrahlen, der harten Arbeit, die mit so viel Herz und Leidenschaft gemacht wurde, bei dem man das Glück der Kühe, des Älplers, des Berges, des Lebens, ja des ganzen Alpsommers schmeckt. Und sollte es einmal nicht funktionieren, wünsche ich dir, dass du sogar bei geblähtem Käse nicht den Kopf in den Sand steckst.
Ich wünsche dir, dass jedes einzelne Tier gesund bleibt. Und sollte das mal nicht der Fall sein, hoffe ich, dass du die nötige Fürsorge aufbringst, dass es bald wieder so sein wird.
Ich wünsche deinen Tieren, dass keines davon abstürzt oder umkommt. Auch wenn so etwas zu einem Alpsommer dazu gehört, hoffe ich, dass es dir nicht passiert.
Ich wünsche dir die bequemsten Bergschuhe, die dich überall hintragen, dir Halt geben bei steilen Bergen, Hängen und Felsen.
Die besten Gummistiefel mit den besten Stahlkappen und dass die Kuh dir dann auch auf die Stahlkappe tritt und nicht daneben auf den Fuß sollte es einmal so weit kommen.
Dichte Regenbekleidung, wenn du trotz Dauer- oder Platzregen raus musst, aber auch die Klugheit um zu entscheiden, wann nicht einmal mehr Regenkleidung etwas bringt und du besser in T-Shirt zum Kühe eintreiben gehst.
Ich wünsche dir Donner und Blitz, denn auch das gehört dazu. Sonne, die wärmt, wenn es kalt ist, den langersehnter Regen, der alles weiter zum Wachsen bringt, wenn es zu lange zu heiß und zu trocken war. Das alles mit den besten Kräutern aus denen die beste Milch entsteht.
Einen vollen Milchkessel mit ganz viel weißer Sommersonnenglücksenergie drin.
Ich wünsche dir am Ende eines harten Tages gutes und leckeres Essen und dass du es genießt und dankbar dafür bist. Morgens einen guten Kaffee oder Tee. Und zwischendrin, ja, da darf es auch einmal ein kleiner Schnaps sein. Einfach so, aus Frust oder aus Freude. Das ist dann egal.
Ich wünsche dir, dass das Wohl der Tiere immer im Vordergrund steht du aber auch dein eigenes Wohl nie, niemals vergisst.
Ich wünsche dir viele Heidelbeeren, dass du ein Edelweiss entdeckst, es aber stehen lässt, weil es weiter blühen soll, gutes Wetter mit viel Gras, Optimismus auch in Situationen, bei denen du fast verzweifelst, viel Lachen, viel Kraft, viel Geduld wenn etwas nicht so funktioniert wie du es dir vorgestellt hast.
Ich wünsche dir, dass du den Sommer so erlebst, dass er dich noch im Winter wärmt.
Tausend Glücksmomente. Aber auch Momente, bei denen du über deine Grenzen hinausmusst und am Ende unheimlich stolz auf dich sein darfst.
Ich wünsche dir von Herzen, dass du merkst, fühlst, spürst wie es ist mit WENIGER doch so viel MEHR zu haben.
Ich wünsche dir einen Hirtenstock, der deiner ist und dir manchmal als Stütze dient, wenn du ihn brauchst. Und am Ende eines anstrengenden Tages wünsche ich dir einen schönen Sonnenuntergang,
Glockengebimmel und Frieden, ja ich wünsche dir Bergfrieden.