Alpfreiheit – Frisur egal, Hose rutscht.

Alpfreiheit – Frisur egal, Hose rutscht.

Wenn die Frisur egal ist, die Hose rutscht, der Pullover warm hält, Bergschuhe deine treusten Begleiter sind und die Regenhose dicht ist scheinst du auf der Alp zu sein.Doch etwas Besonderes mit einzigartiger Schönheit strahlen diese Älpler mit ihrer Einfachheit dennoch aus. Vielleicht auch gerade deswegen.

 

„Alpfreiheit ist, wenn du niemand gefallen musst außer dir selbst.“

Im Alltag gefangen, kaufen wir Dinge, die wir uns eigentlich nicht leisten können, um Leuten zu gefallen die wir eigentlich nicht mögen.

Die Frau in der Stadt: Vier mal die Woche ein anderes paar Schuhe tragen, morgens Haare stylen, Puder ins Gesicht, die „Extra Large Volume“ Wimperntusche nicht vergessen. Man kennt es ja aus der Werbung, wie schön das alles macht. Nächste Woche sollte mal wieder eine neue Hose her. Ein neuer Pullover wäre auch mal wieder ganz schick.  10 Paar Schuhe, der Kleiderschrank voll gestopft bis obenhin. Zum Anziehen hat man aber dann wohl trotzdem nichts. Hier ein Cremchen, da ein Cremchen. Und das alles nur „weil wir es uns wert sind“.


Von dem Geld das ich nicht habe, kaufte ich Dinge, die ich eigentlich nicht brauche, um Leuten zu imponieren, die ich eigentlich nicht mag.

 

Und auf der Alp? Da ist dann plötzlich alles anders.

Die Haare werden nach dem Aufstehen unliebsam, praktisch und schnell zusammengebunden. Halten muss es eben. Vielleicht gibt es noch ein Kopftuch oben drauf, oder eine Mütze. Angezogen werden die einfachsten Sachen. Der Fokus liegt auf bequem und praktisch – wobei sogar auf der Alp jeder so seine Lieblingssachen trägt.

Ich habe schon viele Älpler und Älplerinnen getroffen und eines haben die meisten von ihnen gemeinsam: eine besondere Ausstrahlung, eine wahnsinnige Schönheit.  Sie strahlen trotz dieser Einfachheit so viel mehr aus, etwas das von Innen kommt, sodass es sie so viel schöner macht als so manch anderer herausgeputzte Schönling doch ist.

Warum das so ist? Das weiß wohl niemand so recht. Eines ist jedoch sicher, dieses“Frisur egal und auch die Hose muss nicht sitzen“ gibt ein kleines Gefühl von Freiheit und Sorglosigkeit. Als müsste man sich nicht verstecken. Niemandem gefallen müssen.

 

 

Man muss vor niemand ein Spiel spielen, man darf einfach so sein wie man gerade ist. Vielleicht auch, ist es gerade so schön, weil das genau für diese 100 Tage so ist. Viele sagen das macht dich frei.

Frei von diesem ständigen Bedürfnis und gleichzeitigem Bedrängnis konsumieren und gefallen zu müssen.

 


Auf der Alp merkst du, dass du mit WENIGER so viel MEHR hast.

Schuhe? Auf der Alp wird man sogar als Frau unkompliziert.

Meine geliebten Gummistiefel. Ich trage sie jeden Morgen und jeden Abend. Sie sind super bequem. Vorne haben sie Stahlkappen drin, falls mir mal eine Kuh darauf treten sollte. Sie sind nicht sonderlich schön, denn welche Gummistiefel sind das schon? Aber mir gefallen sie irgendwie doch, weil es meine sind. Die, die ich immer trage, die mich trocken halten, und vor allem ihren Zweck erfüllen.

Und dann gibt es da noch diese einen Besonderen. Die die mir Halt geben. Meine Bergschuhe. Die guten alten La Sportiva, die mich schon so einige Jahre begleiten. Ich habe sie schon einmal neu besohlen lassen. Angepasst sind sie an meinen Fuß als wären sie nur so für mich gemacht worden. Ich trage sie täglich mindestens vier Stunden, aber das macht ihnen nichts aus! Sie bleiben mir immer treu.


Einfachheit und Improvisation sind wichtig

Alte Jeans und Arbeitshose. Ab mitte Sommer rutschen sie ziemlich über die Hüften hinunter, weil vom vielen Arbeiten und Laufen der angefressene Winterspeck nur so dahin schmilzt. Doch an einen Gürtel habe ich anfangs Sommer natürlich nicht gedacht. Dann nehme ich eben einen Strick als Ersatz, der hält genauso und hat auch noch richtig viel Stil. 😉

Ein einfaches älteres T-Shirts, bequeme Hemden und die „besten“ Pullis bei denen es einfach nur darum geht dich warm zu halten. Mehr braucht es nicht. Egal wie es aussieht. Weil das interessiert weder dich, noch deine Mitälpler, noch sonst irgendjemand da oben. Denn plötzlich zählt kein Schein mehr. Egal was du trägst, Adidas, Nike oder sonstige Marken sind plötzlich Nebensache.

Denn auf der Alp punktest du wenn dann mit dir selbst. Du kannst dich nicht verkleiden oder eine Maske tragen, du bist ungeschminkt, wahrhaftig, gehst an deine Grenzen, du selbst und auch die Anderen lernen DICH dadurch als Mensch kennen. Die Anerkennung und das Gefühl wichtig zu sein gibt es rein und ganz nur durch dich, dein Können, deine Art und Weise, deine Stärken, dein Durchhaltevermögen. Eben einfach das was dich auszeichnet.

 

Fazit: Vielleicht sollten wir auch im Tal ein paar Tage „Frisur egal, Hose rutscht“ einbauen um uns selbst etwas Gutes zu tun.