25 Apr Löwenzahn. Warum das -auf die Alp gehen- zwei Seiten für mich hat.
Löwenzahn. Im Tal blüht er schon. Es wird langsam wärmer. Heute hatte es schon 23 ° Grad.
Die Vögel zwitschern wild umher, morgens wenn ich bei geöffnetem Fenster aufwache höre ich sie ganz besonders. Das ist verdammt schön.
Heute laufe ich auf einen Berg der ganz bei mir in der Nähe ist, es ist nur ein kleiner Berg.
Aber um das erste Alpfieber ein wenig zu senken reicht das schon. Vorerst.
Neben mir, rechts und links blüht es bereits. Ein schönes sonniges gelb bei dem ich Glücksgefühle und nahezu Schmetterlinge in meinem Bauch bekomme. Ich gehe bergauf. Schritt um Schritt.
Eine kurze Erinnerung, denn so fühlt es sich auch an wenn ich auf der Alp bin. Auch Schritt um Schritt, irgendwohin. Eingespielt und routiniert, meine Beine und ich. Gleichmäßige Schritte die mich wie von selbst in die Höhe tragen.
Dem dort oben vielleicht ein bisschen näher. Mir selbst vielleicht wieder ein Stückchen näher.
Mit ein bisschen Abstand auf das alles dort unten. Eine kleine Pause vom vielen Unwesentlichen. Mit harter körperlicher Arbeit und Konzentration auf das Wesentliche auf der Alp. Ja so fühlt es sich oft dort oben am Berg an mit ganz schön viel über die eigenen Grenzen hinaus.
Ein weinendes und ein lachendes Auge mischen sich zusammen.
Lange dauert es nicht mehr und es zieht uns Älpler wieder für eine gewisse Zeit hoch hinaus in die Berge. Zugegeben, in solchen Momenten hat dieses -auf die Alp gehen- immer zwei Seiten für mich.
Nicht nur Vorfreude. Da ist dann auch ein kleinwenig Schmerz und Wehmut mit dabei. Denn in diesen Momenten wird einem klar dass man, auch wenn nur für eine bestimmte Zeit Abschied nehmen muss von seiner „Heimat“, ja seinem Zuhause. Man muss etwas zurücklassen irgendwie. Auf Pause drücken und hoffen dass es danach wieder weiter geht. Seiner gewohnten Umgebung den Rücken kehren.
Mittlerweile ist auch die Alp und die Berge für mich eine Art Heimat geworden.
Und auch wenn ich dort im Herbst gehen muss passiert das ebenfalls mit einem lachenden und weinenden Auge, denn auch diesem Ort mit seinen Eindrücken und vielen lieben Menschen muss man dann Ade sagen.
Mein Herz ist irgendwie mehr dort wo ich geboren wurde.
Quasi meine eine 3/4 – Herz – Heimat und dann noch die andere 1/4 – Herz – Heimat die ich die restlichen 3 Monate des Jahres in den Bergen aufsuche.
Trotz Heimat und Herzgefühl auf der Alp ist da auch noch dieses Wissen.
Das Wissen dass man nie weiß was den Sommer auf einen zukommt. Denn jeder Sommer, auch wenn auf derselben Alp ist irgendwie anders. Läuft alles rund? Was für neuen Herausforderungen muss man sich dieses Mal stellen? Passt das Alpteam?
Gerade wenn man schon länger seine Sommer in den Bergen verbracht hat weiß man über vieles dort oben Bescheid. Und das kann Segen und Fluch zugleich sein.
Man weiß über die Tage Bescheid, an denen es schlecht läuft und man sich fragt warum man sich das schon wieder angetan hat. Man ist sich im Klaren darüber, dass wenn an 7 Tagen die Woche und das 6 Wochen am Stück der Wecker um halb 4 klingelt man mit Müdigkeit und Kraftlosigkeit zu kämpfen hat, aber weiter machen muss weil der Sommer erst gerade angefangen hat.
Man weiß dass es diese Tage gibt an denen die Sch**** nur so bergabläuft und das einfach nicht zu stoppen ist. Wenn du an manchen Tagen über deine Kräfte und deine Lust- und Motivationsgrenze hinaus musst gerade weil dir nichts anderes übrig bleibt. Auswegslos.
Auf der Alp sind andere Extreme gesetzt.
Viel weitere nach oben und nach unten Schwankungen.
Die Höhen sind viel weiter oben und die Tiefen gehen teilweise sehr viel tiefer als wie man es sich woanders vorstellen könnte. Ich glaube das habe ich bisher nur auf der Alp erlebt. Keine leichten monotonen kaum sehbaren Wellen, das sind dann richtige Ausreißer.
Aber was bleibt dann noch an so einem Alpsommer mag sich jetzt so mancher fragen?
Es ist verdammt schwer in Worte zu fassen weil es meistens die einfachsten Dinge sind.
Sonnenaufgänge, Sonnenuntergänge, Gewitter und Regenwetter dem du lauschen kannst während du geschützt in deinem Bett liegst, gesprächige Hüttenabende, Erfolgserlebnisse die dir ganz still und heimlich bis unter die Haut fahren und dich ein wenig stolz machen, Regenbogen, blühende Blumenwiesen, bimmelnde Kuhglocken und…
Vor allem ein wenig Bergfrieden für Herz und Seele.
Es sind die wunderbaren einzigartigen Momente und Erinnerungen die einem so viel zurück geben und so gut wie jede Verzweiflungssituation wieder wett machen.