Tradition Kuhglocken: Damit die Kühe nicht beim Fressen einschlafen

Tradition Kuhglocken: Damit die Kühe nicht beim Fressen einschlafen

Tradition Kuhglocken: Damit die Kühe beim Fressen nicht einschlafen.

So manchen Erwachsenen und Kindern wird das erzählt. Schaut man sich so eine zum Teil träge und gemütliche Kuh an, könnte das wirklich stimmen, aber ist das auch so?

Golden, silbern, bronzefarben hängen sie an den Kuhhälsen. Groß, klein, riesengroß. Und man könnte sagen: sie gehören zur Alp. Die Kuhglocken.

Im Frühling werden die wertvollen, vom Winter verstaubten Glocken aus den Dachböden, den Abstellkammern und aus den hintersten Ecken des Bauern hervorgezogen. Aufpoliert, entstaubt, noch einmal klingen lassen bevor man sie dann wirklich jeder Kuh einzeln anlegt und es bald auf die Wiesen, Weiden und auf die Alp geht.


Sie trägt ihre Glocke irgendwie mit Stolz.

Jede Kuh hat ihre eigene Glocke, jedes Jahr die Selbe, Frida, die stärkste Kuh im Stall bekommt die größte. Sie hat auch irgendwie eine besondere Stellung in der Herde. Sie trägt ihre Glocke mit Stolz.

Das merken auch die anderen Kühe, dass sie die Stärkste ist.

Manchmal glaube ich sogar, wenn ich sie so auf der Alp als Älplerin beobachte, dass sie sich dessen bewusst ist, die schönste und größte Glocke tragen zu dürfen. Wie ein Krönchen. Ich muss schmunzeln – Mädchen sind eben Mädchen, Frauen sind eben Frauen – wohl auch in der Tierwelt.

 

 

Aber warum tragen die Kühe überhaupt Glocken?

Besonders früher als es nirgends feste Zäune oder Abgrenzungen gab galten die Glocken den Älplern und Bauern als große Hilfe. Denn war es Nebelig und dunkel, konnte man die Herde anhand des Gebimmels finden.

Außerdem hat das Bimmeln früher Wölfe und Bären abgeschreckt.

Wenn ich selbst auf der Alp bin, bin ich Gott froh die Hilfe der Glocken zu haben, sonst wäre ich so manches Mal aufgeschmissen. Aber auch die Herde nutzt sich die Glocke, damit sie wissen wo die anderen sind.


Ich selbst würde im Sommer einige Kühe nicht finden oder sie ungesehen im Dunkeln oder Nebel stehen lassen.

Und wenn mal ein Ausreißer unterwegs ist, weiß ich oft schon bevor ich die Kuh sehe, hinter welchem Baum oder Berg sie sich versteckt hat, dank der Glocke. Manchmal erspart mir das nicht nur eine halbe Stunde Suchen, sondern eher mehrere Stunden.

Auf manchen Hochalpen, wo das Gebiet (fast ohne Zäune), eindeutig weiter ist als das Auge reicht, würde es wohl kaum ohne Kuhglocken gehen. Meistens Jungviehalpen, bei denen ungefähr 100-200 Tiere über den Sommer in den Bergen sind. Der Älpler sollte 2-3 Mal am Tag nach seinem Vieh schauen, denn manche Gebiete sind gefährlich und Steil, in denen man aufpassen muss, dass die Tiere dort nicht reinlaufen oder gar abstürzen. Da muss ich nicht weiter erklären wie wichtig (und zum Teil auch lebensrettend) eigentlich so eine Kuhglocke sein kann.

 

Mag die Kuh die Glocke eigentlich?

Wenn man eine Kuh mit Glocke friedlich Weiden und auch Wiederkäuen sieht, was ein Zeichen für Wohlbefinden ist, weiß man, dass die Glocke die Kuh nicht stört. Die Glocke wird außerdem immer einer besonders schönen und ranghohen Kuh umgehängt.


Diese Kuh hat eine besondere Stellung in der Herde – und die Kühe sind sich dieser auch bewusst.

Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern, dass ich eine besonders Ranghohen Kuh auf der Alp die Glocke abnehmen musste, da sie von etwas verletzt wurde. Es erstaunte mich und war wirklich interessant zu beobachten wie diese Kuh plötzlich in der Rangordnung nach unten ging – als hätte man ihr plötzlich ihre Hörner genommen. Ich konnte das ehrlich gesagt selbst kaum glauben, aber es war wirklich so. Außenseiter gibt es wohl auch in der Tierwelt.

Wochen später, als ich ihr die Glocke wieder anlegen konnte, begab sie sich direkt wieder in einen Kampf um den Rang in ihrer Herde. Und das keine zwei Tage später.


Sie gewann den Kampf.

 

 

Ein alter Bekannter bringt immer seine Esel mit seinen Jungen Kühen auf die Alp, auch diese bekommen Glocken um, kleinere, die gleichen wie die „Kälber“. Wenn sowohl die Esel und Kälber meinen Bekannten hören wie die Glocken bimmeln, fangen sie fast an herumzutollen und warten schon darauf bis man ihnen die Glocken anlegt.


Ich denke sie verbinden das mit der Alp, mit Freiheit.

Und freuen sich, weil sie wissen dass es bald losgeht – in die Berge. Und das ist jedes Jahr so.


Vielleicht haben sie das auch schon ein bisschen in den Genen, von ihren Eltern und deren Eltern.

Weil das doch schon mehrere Jahrhunderte Tradition ist und in Verbindung mit der Alp steht. Und dort oben fühlt sich fast jedes Tier am wohlsten.

 

Was ist überhaupt der Unterschied zwischen „Trychle /Treicheln“ und eine „Glocke“?

Eine Trychle oder Treichle besteht immer aus gehämmertem Blech. Eine Glocke (Schelle) dagegen besteht aus gegossenem Metall. Der Trychelklang ist dadurch etwas scheppernder als der Glockenklang.

 

Seit über 5000 Jahren können Menschen Glocken schmieden. Auch in Asien und in Ägypten halten Bauern ihre Tiere mit Hilfe des Glockengeläutes zusammen. In Europa findet man Kuhglocken vor allem in der Schweiz, in Österreich und in Deutschland. Überall da, wo es noch große Weideflächen für die Tiere gibt. Im Schwarzwald, sind die Weideflächen zwar nicht groß, aber hügelig. Auch da kann die Glocke beim Wiederfinden der Kühe helfen.